BSG History VI

Es ist Sonntag. Geschichtsstundenzeit! Heute geht es weiter um den „FC Sachsen Leipzig“ bis hin zu seiner Auflösung. Falls ihr die Ausgaben davor verpasst habt, könnt ihr diese jederzeit in der Kategorie „Historie“ nachlesen!

Der FC Sachsen – Mutation zum Chaosverein?

Amateuroberliga Süd (4.Liga) also – kein Profifußball. Der Kader wurde kleiner, das Etat sowieso und auch der Zuschauerzuspruch nahm jetzt ab. Nur Platz 5 am Ende in der Liga und die Entlassung von Trainer Frank Engel zum Saisonende. Nachfolger für die neue Saison wurde Eduard Geyer.

1992/93 wurde der FC Sachsen Meister der Oberliga NO Süd, durfte aber nicht an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teilnehmen, da der DFB dem Verein die Lizenz verweigerte. Der Grund dafür ist bis heute nicht bis ins Detail bekannt.

1993/94 wurde man dann 4. und durfte somit in der neugeschaffenen mehrgleisigen Regionalliga (dritthöchste Spielklasse) starten. Durch Platz 2 hinter Jena verpasste man nur knapp den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Damals wie heute – „Leutzsch spielt nicht für Leipzig!“ – Quelle: Faszination Fankurve

In den Jahren danach sollte der Verein aber nie wieder so nah an den Aufstieg bzw. an den großen Fußball kommen. Trotz häufigen Trainerwechseln und stetigen Neuanfängen landete man zwar stets in der oberen Tabellenhälfte, hatte aber wenig mit dem Aufstieg zu tun. Im Frühjahr 1999 geriet der Verein erstmals in eine arge bedrohliche finanzielle Lage. Nur durch den Unternehmer Michael Kölmel – damals ua. Besitzer von „Kinowelt“ – konnte man eine Insolvenz abwenden.

Im August 2000 gründete sich die heute größte Ultragruppe in Leipzig, die Diablos Leutzsch.

Die Geschichte der BSG Chemie mit allen drum und dran scheint komplizierter als so mancher Studiengang. – Quelle: Wikiwand

2000/2001 verhinderte man zwar sportlich den Abstieg, aber für die Lizenz der Regionalliga forderte der DFB 5,9 Millionen Bürgschaft, Kölmels Firmen waren zu dem Zeitpunkt auch nicht auf Rosen gebettet und so musste der FC Sachsen den Zwangsabstieg in die viertklassige Oberliga Nordost antreten.

2002/2003 belegte man den ersten Platz der OL NO-Staffel und besiegte in den Relegationsspielen den Meister der anderen Staffel, den FC Schönberg 95, mit 2:0 und 1:0. Die Freude über den Aufstieg war groß in Leutzsch. Allerdings hatte der Verein keine Chance in der Regionalliga zu bestehen. Mit nur 4 Siegen und 24 Punkten stieg der Verein als Vorletzter direkt wieder ab.

Ab 2004, seit dem Spiel gegen Borussia Dortmund II, trug der FC Sachsen seine Heimspiele fortan im Zentralstadion aus. Nicht jeder ging diesen Weg mit. Auch bei denen die mitgingen wurde die Kritik immer lauter. Der Verein entfernte sich immer weiter vom Leutzscher Ursprung.

2006/07 wollte der Verein unbedingt aufsteigen. 3,2 Millionen wurden als Saison-Etat gestellt. Das wäre auch heute noch in der Regionalliga Nordost Spitzenwert. Nach ausbleibenden Erfolg wurde sogar mit Red Bull über eine Übernahme des Vereins verhandelt. Auch hier gab es bei Bekanntwerden dieses Vorhabens Kritik der Fans, und die Verhandlungen wurden später abgebrochen.

Im Sommer 2007 litt der Verein dann erneut über arge Finanzprobleme. Wieder musste Unternehmer Kölmel helfen um eine Insolvenz zu verhindern.

2007 begannen Diablos und weitere Ultragruppierungen wie Ultra Youth etc. den Boykott des FC Sachsen. Zu weit hatte sich der Verein von dem entfernt was sie liebten oder was sie sich wünschten. Der Umzug in das seelenlose Zentralstadion, die fehlende Kommunikation mit den Fans, das Materialverbot von traditionsbezogenen Fahnen und dazu kam sicherlich noch vieles mehr. Beispielsweise auch der Rechtsruck innerhalb des Vereins. Auch organisiert in Gruppen, z.B.: Metastasen die auch körperlich mit den „linken“ Diablos aneinandergerieten.

Derby ohne Ultras im Zentralstadion? Im Jahr 2009 traurige Realität. – Quelle: Turus.net

All das führte dazu dass 2008/2009 die „neue“ BSG Chemie den Spielbetrieb wieder aufnahm. Bereits 1997 wurde dieser als „Ballsportfördergemeinschaft Chemie Leipzig“ gegründet um als Förderverein den Nachwuchs des FC Sachsen zu fördern. 2004 konnte man dann die Satzung entsprechend ändern und sich „Ballsportgemeinschaft“ nennen.

Während der Wiederaufnahme des Spielbetriebs, befand sich der FC Sachsen wieder in finaziellen Nöten. Kölmel bürgte nicht mehr für den Verein, so wurde auf Halbprofitum umgestellt und eine Gehaltsgrenze gesetzt. Im Februar 2009 stellte das Finanzamt Leipzig einen Insolvenzantrag gegen den Verein, den der FC Sachsen eine Woche später ebenfalls stellte. Somit Zwangsabstieg in die fünfte Liga.

Am 18. Mai 2011 wurde dann bekannt gegeben dass der Spielbetrieb beim FC Sachsen eingestellt werden muss und der Verein dann abgewickelt wird. Zum 30.06.2011 wurde der FC Sachsen Leipzg aufgelöst.

Das war ein weiterer Text über die Geschichte des Fußballs in Leutzsch. Nächsten Sonntag folgt dann der nächste Text über die Jahre nach der Auflösung des FC Sachsen, dabei wird insbesondere die Fankultur in Leutzsch behandelt. Falls ihr nicht so lange warten könnt, dann schaut euch doch dieses Video an!