BSG History IV

Es geht mal wieder weiter in der chemischen Geschichtsstunde! Wenn ihr Teil I, II oder III verpasst habt, solltet ihr diese am besten noch nachholen, um im Bilde zu sein. Auch Krankheiten können nicht als Ausrede verwendet werden, denn ihr wisst ja, wer Krank ist muss den Stoff dennoch nachholen…

Meister! Und nun?

Durch die Meisterschaft 1963/64 waren die Leutzscher spielberechtigt für den Europapokal der Landesmeister. Um sich darauf vorzubereiten, bestritt Chemie in Rumänien zwei Vorbereitungsspiele im Rahmen eines kurzen Trainingslagers. Gegen Stiinta Cluj (1:2) und UT Arad (0:2) gingen allerdings beide verloren.

In der ersten Runde des Europapokal der Landesmeister mussten die Chemiker gegen Vasas Györ – ungarischer Meister – ran. Da war dann aber bereits nach 0:2 und 2:4 aus chemischer Sicht Endstation. In der Liga spielte man wieder gut mit – war lange Zeit im Titelrennen. Am Ende der Saison sprang ein ebenfalls toller Platz 3 dabei heraus.

Am Ende der Saison 64/65 wurde der Intercup ausgespielt. In einer Gruppe mit Slovnaft Bratislava, Pogon Stettin und dem FC Zagreb wurde Chemie erster und kam ins Viertelfinale. Im Viertelfinale traf man dann auf Empor Rostock – Vorgängerverein von Hansa Rostock – nach 1:2 im Hinspiel und 4:3 im Rückspiel, musste das Los entscheiden, da es damals noch keine Auswärtstorregel oder ein Elfmeterschießen gab. Das Glück war Kapitän Bernd Bauchspieß hold, der sich beim Münzwurf für Zahl entschied und so Chemie kurios ins Halbfinale brachte. Und dort wartete der SC Leipzig. Nach 1:1 im Hinspiel folgte eine 0:1 Niederlage vor 30.000 Zuschauern im Zentralstadion. Die Enttäuschung war groß.

In der neuen Saison hatte Chemie dann verletzungsbedingt große Sorgen. Außerdem verließen viele Ergänzungsspieler den Verein, was für die Breite des Kaders Gift war. So fand sich Chemie im Kampf um den Klassenerhalt wieder. Außerdem wurde der Georg-Schwarz-Sportpark umgebaut, weswegen Chemie im überdimensionierten Zentralstadion spielen musste.

Im FDGB-Pokal lief es dafür blendend. Neubrandenburg – Vorwärts Cottbus – Wismut Aue – Motor Zwickau. Das waren die Stationen bis zum Finale. Nun ging es gegen Lokomotive Stendal in Bautzen. Knapp 8.000 Grün-Weiße Schlachtenbummler erlebten das 1:0 durch Hans-Bert Matoul im Stadion an der Müllerwiese mit. Chemie war FDGB-Pokalsieger.

Chemie Leipzig in der Saison 1965/66 (Oberliga) beim Pokalgewinn; von links: Scherbarth, Matoul, Herzog, Günther, Krause, Hermann, Masseur Thaler, Behla, Slaby, Lisiewicz, Bauchspieß, Walter, Mannschaftsleiter Scholz Quelle: Chemie Leipzig

Dadurch konnte Chemie 66/67 wieder international spielen. Im Europapokal der Pokalsieger traf man auf Legia Warschau. 3:0 in Leipzig und 2:0 in der polnischen Hauptstadt lauteten die Ergebnisse für die Chemiker in der ersten Runde. In der nächsten Runde traf die BSG Chemie auf Standard Lüttich. Ein 2:1 Sieg im Hinspiel folgte ein 0:1 in Belgien – mittlerweile wurde die Auswärtstorregel eingeführt und Chemie schied aus. Torhüter Klaus Günther nutzte den Besuch in Lüttich und setzte sich über Amsterdam in den Westen Deutschlands ab – später spielte er für den Karlsruher SC und Borussia Dortmund.

Am Ende dieser Saison zog sich Meistertrainer Alfred Kunze auf eigenen Wunsch von seinem Trainerposten zurück. Heinz Frenzel übernahm. Er war seit 1963 Assistent von Alfred Kunze. Der erste Sieg gelang erst am 7. Spieltag gegen Motor Zwickau. Nach dem Ausscheiden im Achtelfinale des Pokals musste Frenzel seinen Hut nehmen und Otto Tschirner, bis dato Trainer von der SG Lichtenberg, übernahm. Erst am letzten Spieltag der Saison 67/68 konnte Chemie die Klasse halten.

Der Kader der BSG Chemie in der Saison 1968/69 – im Hintergund Teile des alten Georg-Schwarz-Sportparks Quelle: Chemie Leipzig

1970 beschloss der DFV grundlegende Änderungen im DDR-Fußball. Die Kombinate durften beispielsweise nicht mehr so viel Geld in die BSGs pumpen. Das stärkte die Klubs und schwächte die Betriebssportgemeinschaften. Der Blick von Chemie musste fortan nach unten gehen, unmöglich konnte man noch gegen die Klubs und Leistungszentren mithalten. Und so kam es auch: Chemie kämpfte bis zum letzten Spieltag tapfer, doch musste den Gang in die DDR-Liga antreten. Der Abstieg der Saison 1970/71 war besiegelt.

BSG Chemie Leipzig in der Saison 1970/71 (Oberliga); von hinten links: Schmidt, Pretzsch, Scherbarth, Skrowny, Walter, Bauchspieß, Matoul, Trunzer, Slaby, Trojan, Dobermann, Krauß, Haarseim, Jany, Lisiewicz, Schubert Quelle: Chemie Leipzig

Das war ein weiterer Text über die Geschichte des Fußballs in Leutzsch. Nächsten Sonntag folgt dann der nächste Text der vom Gang in die DDR-Liga berichtet und bis zu den Wendejahren führt. Falls ihr nicht so lange warten könnt, dann schaut euch doch dieses Video an!