Über die Faszination Chemie Leipzig

„Und ich liebe die Facette dass es so viele Facetten gibt; Subkultur, Familie und ein bisschen von Assassin’s Creed…“ Das rappte schon unser Abwehrspezialist Benny Schmidt aka Benniez in „Grünes Blut„.

Und weil es eben so viele Facetten unseres geliebten Grün-Weißen Vereins gibt, versuche ich euch die Faszination – die eigentlich unbeschreiblich ist – zu beschreiben.

Der Verein

Wohl wenige Vereine können auf eine so geschichtsreiche Vergangenheit zurückblicken. Wer die Historie des Vereins allerdings verstehen will, muss beinahe studiert haben. Nur die wenigsten Klubs dürften eine so verzweigte und komplexe Gründungsgeschichte mit allen Vorgängervereinen, Nebenvereinen und allem drum und dran haben. Aber dazu vielleicht in einen anderen Artikel mehr.

Dazu kommt die Benachteiligung seitens der Politik zu DDR-Zeiten. Nichtsdestotrotz gewann der „Rest von Leipzig“ sensationell die Meisterschaft. Noch heute werden die Meisterspieler um Meistertrainer Alfred Kunze verehrt als wäre der Gewinn erst letzte Woche gewesen. Auch wenn die Geschichte – wie oben geschildert – so kompliziert ist, weiß jeder Leutzscher wer die DDR-Oberliga am 10. Mai 1964 in Erfurt gewonnen hat – obwohl wahrscheinlich die wenigsten der heutigen Chemiker zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Welt waren. Auch ich war damals noch so weit weg wie Probstheida vom Profifußball – doch als ich ein Video über die Feierlichkeiten rund um das 50-jährige Jubiläum der Meisterschaft sah, hatte auch ich Tränen in den Augen.

Die Feierlichkeiten im AKS zum 50-jährigen Jubiläum der Meisterschaft von 1964 – Bild: Höllenreiter

Ein weiterer wichtiger Punkt für die Faszination der heutigen BSG Chemie ist – viele werden es nicht hören wollen – ist der Untergang des FC Sachsen. Der Begann natürlich weit vor 2011 und auch weit vor Aufnahme des Spielbetriebs der neugegründeten „BSG Chemie Leipzig“. Warum? Weil manchmal eben – wie in einer Beziehung – etwas vollkommen gegen die Wand gefahren werden muss, damit es danach funktioniert. Und wie wir wissen hat es funktioniert, denn unsere BSG ist einer der wenigen Ostvereine die mit Bedacht wirtschaften und bei dem man keine Angst haben muss, nächste Woche von einer urplötzlichen Insolvenz lesen zu müssen. Hier gilt anders als damals: Nachhaltigkeit vor sportlichen Erfolg bzw. vor der schnellen Mark!

Die Fans

Für oben angesprochene Neugründung brauchte es eben auch jene Fans und Ultras. Ohne diese würde vielleicht heute TuS die Nummer Eins in Leutzsch sein – so hart es klingt. Dabei haben die aktiven Fans allen Ruhm verdient, wenn man bedenkt welchen Anschuldigungen und Kritiken sie sich damals aussetzen mussten. In der Fußballfibel über die BSG Chemie, die ich euch sehr ans Herz legen kann, erfährt man so einiges über die Jahre vor bzw. nach der Neugründung. Aus Respekt möchte ich dahingehend aber keine weiteren Wort verlieren.

Und heute? Noch immer sind unsere Fans eine Macht. Ich erinnere mich noch bis heute an das martialische „Chemie Fans seid ihr alle da?“ was euren Autor bei seinem ersten Besuch im AKS schon früh beeindruckte. Viele Hunderte oder gar tausende Auswärtsfahrer, wunderschöne Choreos und generell eine aufgeklärte – beinahe schon studentische – Fanbasis. Verknüpft mit den Werten die die Fans genauso vertreten wie der Verein selbst, ließen auch bei mir keinen Zweifel mehr, hier richtig zu sein.

Auf dem Norddamm sind die Diablos und weitere Ultrágruppen unermüdlich um gute Stimmung und Aktionen bemüht. Diese müssen auch nicht ausschließlich im Stadion stattfinden – da sind „Flutlicht für Leutzsch“ und „100 Jahre AKS“ die besten Beispiele für. Auch in Sachen Vernunft möchte ich auch an das Corona-Statement der Diablos verweisen, was zu einem Zeitpunkt erschien, als vieles in Sachen Pandemie noch unklar war. Wie viele Ultraszenen engagierten sich auch unsere Ultras – mit Hilfe vom RHK Chemie – in diesen Zeiten sozial und halfen Personen die es auch ohne Pandemie schwer hatten.

Schlussendlich kann man sich Chemie Leipzig ohne Fans, insbesondere ohne Ultrás nur schwerstmöglich vorstellen, sie gehören zueinander – wie der Wind und das Meer!

„Wir halten zusammen – wie der Wind und das Meer!“ – Bild: Höllenreiter

Der AKS

Natürlich bringt auch unser schöner Sportpark einiges an Faszination mit. Gepaart mit den ersten zwei Unterpunkten, ist dieser eine Macht. Als ich bei meinen ersten Stadionbesuch in Leutzsch auf den Sportpark zulief, und bereits von weitem den gewaltigen Norddamm sah, musste ich staunen. Und auch heute hat die Faszination AKS für mich nicht abgenommen.

Die vielen Stehplätze, der große Dammsitz mit der traditionsreichen Holztribüne, der von Fans selbst eingerichtete Familienblock, das Vereinsgebäude mit Geschäftsstelle und Sachsenstube. Ein Traum. Umso unglücklicher ist es, dass das 100-jährige Jubiläum unseres Alfred-Kunze-Sportpark nicht ordentlich gefeiert werden kann.

Wie es allerdings in Sachen Besuch des AKS in Zukunft aussieht, das wissen wir nicht. Das schmerzt nicht nur uns Fans – sondern auch der Mannschaft. So liest man von gestandenen Spielern, aber auch von Neuzugängen ziemlich oft, dass sie sich am meisten auf das erste „richtige“ Spiel im AKS für Chemie mit Fans freuen. Denn am Ende macht all das Chemie aus.

Natürlich ist die Faszination die Chemie Leipzig ausmacht noch viel größer und umfangreicher als ich oder generell jeder, es jemals beschreiben könnten. Ziel dieses Artikels war es dennoch euch ein wenig Chemie-Freude nach Hause mitzugeben um die chemielose Zeit zu überbrücken. Ich hoffe dies ist mir auch nur schemenhaft gelungen.

Eines ist in Zeiten von Corona – wo nichts sicher sicher scheint – dennoch sicher:

„Nichts ist größer als du!“ – Bild: Höllenreiter