Solidarischer Brief an Chemie

Liebe Verantwortliche unserer BSG Chemie Leipzig, liebes Team der 1. Männer-Mannschaft,

noch während des Spiels erlebten wir die Vorfälle sowohl live im Stadion, als auch in der Übertra­gung am Bildschirm. Es war schnell klar, dass Teile des Anhangs des BFC Dynamo ihre faschistische Haltung offen kund tun und damit Fans und Team unserer BSG Chemie angreifen. Wie im Bericht des Blogs »Chemisches Element« zu lesen ist, bestätigen dies Menschen, die im Block der Heimfans saßen. Dabei geht es auch nicht um primitive Pöbeleien aus sportlicher Rivalität, sondern um eine bewusste Entscheidung, mit rassistischen, NS-verherrlichenden und homophoben Sprüchen zu verletzen.

Wir stehen in dieser Situation voll hinter dem Team der 1. Mannschaft und begrüßen die Stellung­nahme unseres Vereins. Es ist uns wichtig, offen und klar zu sein und dabei ist es grundsätzlich nicht wichtig, an wen sich die Kritik richtet. Das wäre unsererseits nicht anders, wenn rassistische oder antisemitische Beleidigungen von unserer BSG Chemie ausgehen würden. Nur ein ehrlicher, selbstkritischer Umgang sowie eine klare, respektvolle Haltung sorgen dafür, dass menschenverachtende Positionen dauerhaft keinen Platz haben.

Wir empfinden die Reaktionen der Verantwortlichen des BFC Dynamo nicht nur als mutlos, sondern auch als verleugnend und verfälschend. Auch die Statements des NOFV zeugen aus unserer Sicht wieder einmal von fehlender Sensibilität und dem Messen mit zweierlei Maß. Obwohl in den Mitschnitten vom Spiel mindestens »Affenlaute« und der »Ruf nach Zyklon B« (genutzt zur industriellen Ermordung von Häftlingen u. a. im KZ Auschwitz-Birkenau) zu hören sind, wurden sie vom NOFV-Offiziellen nicht wahrgenommen.

Für uns sind die Zeilen »Wir halten zusammen wie der Wind und das Meer. Wir grün-weißen Leutzscher kommen überall her« nicht nur leere Sätze, sondern sie haben eine Bedeutung, für die wir gemeinsam eintreten. Diese Auseinandersetzung muss immer intern geführt werden und sollte insbesondere dann auch öffentlich geführt werden, wenn andere das Auftreten von Diskriminierung und Menschenverachtung leugnen. Wir wünschen dem Team, dass sie die Unterstützung und den Rückhalt der Fans spüren und wissen, dass wir hinter ihnen stehen.

Wir wünschen ihnen, dass sie die Kraft haben, nun die richtige Antwort geben: einen sportlichen Erfolg. Und sollte unser aller Engagement wieder einmal damit abgetan werden, dass Fussball nicht politisch sein darf, entgegnen wir: Alles ist politisch, wenn es dich irgendwann betrifft!

Solidarische Grüße

Chemie Yid Army – Chemisches Element – EFC Ostsachsen Adler – Georg Schwarz Brigade – Green White Pelicans – Hackebeil & Ebbelwoi Berlin – Herrengedeck – Höllenreiter: Das Elite-Gesindel – Leutzscher Freundeskreis – Sektion Dresden