Neuer TV-Deal: Regionalliga Nordost plant Montagsspiele

Montagsspiele stehen bei aktiven Fans auf dem Index. Nach massiven Protesten haben sich 1. und 2. Bundesliga zur neuen Saison davon verabschiedet. Aber wenn es nach Verband und TV-Rechteinhaber geht, wird in der Regionalliga Nordost künftig auch montags gespielt.

In der Bundesliga haben Fans erfolgreich gegen Montagsspiele protestiert.

Drohen den Fans der Regionalliga-Nordost-Vereine künftig Montagsspiele? Im Interview mit Chemisches Element gab sich Heiko Mallwitz, Mediendirektor des neuen TV-Rechteinhabers OSTSPORT.TV, auf diese Frage noch zurückhaltend. „Ehrlich gesagt haben wir darüber noch gar nicht nachgedacht“, sagte Mallwitz. Mittlerweile scheint sich das geändert zu haben. Um die TV-Vermarktung anzukurbeln, wollen der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) und Rechteinhaber OSTSPORT.TV die Regionalliga Nordost künftig nicht nur freitags bis sonntags, sondern auch montags spielen lassen. Das geht aus einem Schreiben des NOFV an die Vereine hervor, das Chemisches Element vorliegt. Darin heißt es:

Die Parteien (NOFV und OSTSPORT.TV, d. Red.) sind sich darüber einig, dass die Möglichkeit eines Montagsspiels beidseitig grundsätzlich gewollt ist, sofern die Rahmenbedingungen hierfür stimmen und die Vereine zustimmen. Die Parteien werden sich hierzu separat abstimmen inwieweit ein Montagsspiel ermöglicht werden kann.

Auffällig ist, dass die Formulierung sehr defensiv gewählt ist und einen gewissen Gestaltungsspielraum offen lässt. Es ist davon auszugehen, dass mit den Rahmenbedingungen zum Beispiel gemeint ist, ob Polizei und Ordnungsbehörden grünes Licht geben. Zudem gibt es den Vorbehalt, dass Montagsspiele nicht gegen den Willen der Vereine durchgesetzt werden sollen. Denkbar ist, dass Verband und Rechteinhaber den offenen Konflikt mit aktiven Fans scheuen, bei denen Montagsspiele grundsätzlich auf dem Index stehen.

Deutschlands Top-Ligen haben sich von Montagsspielen verabschiedet

Nicht zuletzt das gescheiterte Experiment in der Bundesliga sollte die Vermarktungsstrategen zu denken geben. Von 2018 bis 2021 wurde an jeweils fünf Spieltagen pro Saison ein Montagsspiel ausgetragen. Doch die massiven Fanproteste zwangen die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dazu, das Experiment zu beenden. Anders schien es lange in der 2. Bundesliga, die seit 1993 montags spielte und auf die sich OSTSPORT.TV-Mediendirektor Mallwitz auch positiv bezog. Doch auch das Unterhaus wird ab der Saison 2021/22 auf Montagsspiele verzichten.

Ab der neuen Spielzeit klafft im TV-Programm am Montagabend also eine Lücke, was Fußball angeht. Gelingt es Verband und Rechteinhaber, diese auszufüllen? Ziehen die Vereine mit? Und was sagen die Fans dazu? Für Montagsspiele spricht der freie Sendeplatz und das gemeinsame Ziel von Verband, Rechteinhaber und auch Vereinen, der Regionalliga Nordost mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. So ist es angedacht, attraktive Live-Spiele an „Fernsehsender wie den MDR, RBB und Sport 1“ zu verkaufen, wie es im NOFV-Schreiben heißt.

Wie stehen die Klubs zu Montagsspielen?

Klubs wie der Berliner AK oder die VSG Altglienicke, die nicht über eine große Fanbasis verfügen, aber dafür umso größere Ambitionen hegen, könnten Montagsspiele zuallererst als attraktive Plattform sehen. Anders ist es bei zuschauerstarken Vereinen wie Energie Cottbus, Carl Zeiss Jena und nicht zuletzt der BSG Chemie: Hier droht Widerstand von der Basis, der in seiner Vehemenz nicht schwächer ausfallen dürfte als in der Bundesliga.

Ein zusätzlicher fester Spieltag neben Freitag, Samstag und Sonntag gilt gemeinhin als fanunfreundlich. Wer die Spiele im Stadion besuchen will, wird in vielen Fällen Urlaub nehmen müssen. Das gilt gerade bei längeren Auswärtsfahrten, die in der Regionalliga Nordost zugegeben nicht das größte Problem sind. Allerdings, und das wiegt mindestens ebenso schwer, gelten Montagsspiele eben auch als Symbol für die scheinbar unaufhaltsame Kommerzialisierung des Fußballs – und das jetzt auch in der vierten Liga? Einmal ganz davon abgesehen, dass der Wettbewerbsgedanke leidet, wenn immer mehr Spiele zu unterschiedlichen Anstoßzeiten ausgetragen werden.

Auch in dieser Frage gibt das NOFV-Schreiben an die Vereine Aufschluss:

An einem Regelspieltag des Wochenendes sollen jedoch grundsätzlich mindestens zwei Spiele am Freitag, Samstag und Sonntag stattzufinden. Einigkeit besteht auch daran, dass, wenn möglich, grundsätzlich an keinem Tag mehr als vier Regionalligaspiele stattfinden sollen. Ausnahme dieser Regelung bilden die jeweils letzten beiden Spieltage. Den Parteien ist bewusst, dass behördliche Anordnungen (Polizei) und Feiertage zu einer Abweichung vom o .g. Regelspielbetrieb (Freitag, Samstag, Sonntag) führen können. Im Fall einer „Englischen Woche“, werden die Spiele an mindestens 2 Tagen unter der Woche stattfinden.

Übrigens: Während OSTSPORT.TV offenbar große Stücke auf die Vermarktbarkeit der Regionalliga Nordost hält, scheint das Interesse des MDR deutlich erkaltet. Der NOFV schreibt dazu:

Durch den zunächst über vier Spieljahre laufenden Vertrag mit OSTSPORT.TV konnten verbesserte Konditionen im Vergleich zu einem möglichen Neuvertrag mit dem MDR in Bezug auf den Umfang der Berichterstattung, die Qualität der Signalproduktion, die Darstellung der Spielklasse Regionalliga, zusätzliche Vermarktungsmöglichkeiten für die Vereine und nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht erzielt werden. Die Lizenzanteile für die Vereine sind zwar im Vergleich zum Altvertrag mit dem MDR geringer, aber höher als sie bei einem neuen Vertrag mit dem MDR hätten erzielt werden können.

Jeder Verein erhält 8.400 Euro aus dem TV-Deal

Es gibt also künftig weniger Geld. Aus der Vermarktung an den MDR flossen zuletzt pro Klub um die 15.000 Euro pro Saison. Für die Spielzeit 2021/22 sollen es aus den Erlösen des OSTSPORT.TV-Deals dagegen nur noch 8.400 Euro sein. Offen ist, wie viel die Rechte insgesamt gekostet haben und wie viel der Verband einstreicht. Aber offenbar war die Regionalliga dem MDR nicht einmal mehr die Hälfte von dem wert, was bislang gezahlt wurde.