Hert(h)a. Eine kulinarische Bankrott-Erklärung

Es dauerte ein wenig, die Geschehnisse vom Sonntag zu verdauen. Hier nun meine Sicht der Dinge:

Bereits in den Tagen und Wochen vor dem Spiel war ich ausgiebig mit Kiezputz und Stickern gegen Hertha beschäftigt, keine Atempause, das Terrain muss schließlich verteidigt werden angesichts der blau-weißen Horden aus Charlottenburg und Co. Nun sollte es endlich losgehen, endlich wieder mit der geliebten BSG zu Besuch bei der trägen alten Dame aus West-Berlin.

Gut in Erinnerung blieb bei den meisten von uns der mit etwas Hoffnung und letztlich ein wenig Trauer und massig Stolz verbundene Besuch im Amateurstadion am Ende der ersten Regionalliga-Saison 2017/2018. 5:0 schickten sie uns damals nach Hause und zurück in die Oberliga. Mannschaft und Fans feierten einander noch lange an diesem Nachmittag. Seither zeigten wir oft und klar, aus welchem Holz wir geschnitzt sind. Voran, BSG!

Nach rückblickend glücklicherweise ausgiebigem Pancake-Frühstück ging es gegen halb 12 endlich los, gemeinsam mit der Kreuzberger Chemie-Bande fuhren wir entspannt dem Auswärtsspiel vor der Haustür entgegen. Vor Ort angekommen fanden sich allerlei bekannte Gesichter, kleines Bier zum Aufwärmen und los ging es zum Einlass. Dort warteten zunächst für die Regionalliga unübliche Kontrollen mittels Metalldetektoren auf uns. Schon hier zeichnete sich ab, dass mit Messer und Gabel nichts anzufangen sein sollte.

Nach kurzen Spaziergang durchs Trainingszentrum („Die Zukunft gehört Berlin“, lol) kamen wir am Block samt Imbisswagen an. Die Erwartungen waren nach der Erfahrung von 2018 eher niedrig. Von alkoholfreiem Bier war schon vorab die Rede, beim letzten Besuch wurden die Bratwürste (halb)gar in Öl ertränkt und so serviert.

Offenbar hatte sich der Hertha-Caterer (Aramark, daneben auch mitverantwortlich für das miese Essen in US-Gefängnissen) dieses Mal was ganz Feines für seine Gäste überlegt. Zum Clausthaler für 3,50€ wurde ebenso reichhaltiges wie sättigendes Popcorn, feinste Chips sowie eine Auswahl erlesener Schokoriegel kredenzt. Ein Festschmaus für alle Sinne. Für eine Fütterung hungriger Mäuler im Chemie-Block allerdings gänzlich ungeeignet.

Hierzu empfehle ich auf Netflix die Doku „Der 13.“ (https://www.netflix.com/de/title/80091741) sowie https://www.vice.com/de/article/ezq59z/gefangnisessen-in-den-usa-wenn-der-einzige-lichtblick-zum-horror-wird-962 – zu diesem Drecksladen gibt es einiges zu finden im Netz.

Das Spiel verlief in der ersten Halbzeit erwartungsgemäß mit deutlichen Feldvorteilen für die Hausbubis, die BSG mit großem Einsatz gegen Mann und Ball konnte einen Rückstand bravourös verhindern, gerade Kampfschwein Karau und Katzenmensch Bellot waren hier mit einigen entscheidenden Defensiv-Aktionen erfolgreich.

Kurz vor der Pause dann der Schreck, beim Kopfball prallte Alex Bury mit Hertha-Verteidiger Atemona zusammen, fiel aus 2 Metern zu Boden und blieb regungslos liegen. Bange Minuten des Wartens vergingen, die örtlichen Rettungskräfte mussten erstmal aus dem Mittagsschlaf geholt werden, um sich dann ruhigen Schrittes in Richtung Unfallstelle zu bewegen. Pfeifkonzert und Pöbeleien aus dem Chemie-Block folgten nicht ohne Grund. Hertha-Coach Ante Covic und Chemie-Urgestein Benni Schmidt mussten nachhelfen und rannten samt Trage über den Platz um die Erste Hilfe voranzubringen. Nachdem die Rettungskräfte endlich den immer noch bewusstlosen Alex Bury erreicht hatten, stand die Mannschaft Spalier um ihn und die Notversorgung begann. Nach den Bildern vom Kollaps von Christian Eriksen bei der EM 2021 eine Situation wie man sie sich nicht in seinen schlimmsten Albträumen ausmalen mag. Später stellte sich heraus, dass Alex offenbar „nur“ eine mittlere Gehirnerschütterung erlitt, beim Aufprall jedoch sein Schultereckgelenk gesprengt wurde. Er wird leider bis zu zwei Monate ausfallen.
Gute Besserung an dieser Stelle, come back stronger!

Hierzu strecke ich nochmal einen dicken digitalen Mittelfinger in Richtung der Damen und Herren von der Polizei, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich vorm Block aufzustellen, zu provozieren und uns dabei nach Lust und Laune zu filmen. Dies sollte ein Nachspiel haben!

Nach der Halbzeit kam Manu Wajer für Alex Bury, Miro Jagatic stellte sein System um und prompt schoss uns Timo Mauer nach Vorlage von Florian Brüggmann aus spitzem Winkel zur langersehnten und doch etwas überraschenden Führung. Der Block explodierte, fortan peitschten wir die Grün-Weißen (die auf Traktor Dösen scheißen) lautstark und leidenschaftlich nach vorn. Hertha machte gehörig Druck, konnte dies aber dank erstklassiger Abwehrarbeit nicht in verwertbare Chancen ummünzen.

Nach langem Kampf siegte hier eine stabil und konzentriert auftretende BSG Chemie gegen talentierte aber glücklose Bubis!

So darf es gerne weitergehen, wenn wir uns am Freitag mit dem Pack aus Karl-Marx-Stadt messen! Drittes Flutlichtspiel, alle guten Dinge und so… 😉

P.S. Auf www.slogans.de findet sich im Übrigen eine Reihe einfallsreicher Mottos der Wurstbude Herta. So finden sich hier Schmankerl wie:

Hert(h)a – Wenn’s um die Wurst geht.
Hert(h)a – So einfach sind die kleinen Freuden.
Hert(h)a – Tischt Freude auf.
Hert(h)a – Eben drum.
Hert(h)a – Natürlich lecker eben.
Hert(h)a – Einfach besonders.
Hert(h)a – Die kleinen freude sind die größten.
Hert(h)a – Einfach. Richtig. Lecker.

Was ist dein Favorit?

In diesem Sinne – Berlin, Berlin, wir scheißen auf Berlin!

Grün-Weisse Grüße aus Kreuzberg, never surrender!



DGZ